Interview mit Laura Kneidl

Mit Romanen wie „Berühre mich. Nicht.“ und „Verliere mich. Nicht.“ hat sich Laura Kneidl bereits eine eigene Fangemeinde erschrieben. Die beliebte Autorin schreibt Romane über die Liebe, aber auch über alltägliche Herausforderungen und fantastische Welten. Inspiriert von ihren Lieblingsbüchern begann sie im Jahr 2009, selbst an ihrem ersten Roman zu arbeiten. Laura Kneidl schreibt aber nicht nur Bestseller, sie ist auch in sozialen Netzwerken aktiv, wo sie sich sehr gerne mit ihren Leserinnen und Lesern austauscht. Ich tausche mich auch gerne aus – gerne auch mal im realen Leben – deshalb war ich sehr erfreut, dass Laura Kneidl Zeit für ein Interview im Rahmen ihrer Lesung zu „Someone Else“ in Stuttgart hatte.

Leo: In deiner Bibliographie habe ich gesehen, dass du bereits sehr viele Bücher geschrieben hast. Ich muss zugeben, dass ich altersbedingt erst jetzt so langsam anfange, Jugendbücher für das Lesealter ab 14 Jahren zu lesen, denn meine Mutter meinte immer, dass ich mir noch Zeit lassen soll, bis ich reif genug dafür wäre. Das bin ich nun scheinbar und deshalb will ich jetzt von dir wissen, mit welchem Buch ich anfangen sollte. Welches ist dein persönliches Lieblingsbuch, das du selbst geschrieben hast?

Laura Kneidl: Ich mag alle meine Bücher sehr gerne, deswegen kann ich nicht sagen, welches mein Lieblingsbuch ist. Es kommt vor allem darauf an, was man lesen möchte, ob etwas Realistisches oder Fantasy. Wenn man realistische Bücher mag, dann wären „Someone New“ oder „Berühre mich. Nicht.“ die ersten Bücher, die ich empfehlen würde. Bei Fantasy hingegen, ist mein Debüt „Light & Darkness“ ein guter Einstieg, weil das mit ein paar Fantasy-Elementen gespickt ist. Oder auch „Herz aus Schatten“. Das wären die Jugendbücher, wenn man schon etwas älter ist, kann man auch „Die Krone der Dunkelheit“ lesen.

Leo: Erzähl doch mal, wie und wann du zum Schreiben und zum Beruf „Autorin“ kamst. Wolltest du schon immer Autorin werden oder hattest du früher andere Ziele und das Schreiben hat sich einfach nur so ergeben?

Laura Kneidl: Ich habe 2007 oder 2008 angefangen, zu schreiben. Das war, nachdem ich „Twilight“ gelesen habe. Die Bücher fand ich damals unglaublich toll und ich habe angefangen, Fan-Fictions über Jacob Black zu schreiben. Das hat mir viel Spaß gemacht. Danach habe ich immer mehr gelesen und irgendwann habe ich „Die Chroniken der Unterwelt“ von Cassandra Clare entdeckt und war einfach so begeistert, dass ich unbedingt eine eigene Geschichte erfinden und eine komplett eigene Welt erschaffen wollte. So bin ich zum Schreiben gekommen.
Ich habe dann einige Bücher geschrieben, Ideen verworfen und neue aufgegriffen. Meistens einfach nur zum Spaß – ohne den Gedanken zu haben, dass ich Autorin werde. Das hat so eine Weile angedauert, bis ich das  Manuskript von „Light & Darkness“ 2011 beendet habe. Das war der erste Text von mir, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er funktioniert und auch gut ist, sodass ich ihn selbst gerne lesen würde und das wollte ich mit anderen teilen.
Das war der erste Moment, wo ich mir überlegt habe, dass ich Autorin werden könnte. Daraufhin habe ich das Buch an Verlage und Agenturen geschickt und es hat sich tatsächlich ein Verlag gefunden, der es veröffentlichen wollte, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Leo: Diese Frage wurde dir sicherlich schon oft gestellt, aber welche Tipps kannst du jungen, heranwachsenden Autoren geben?

Laura Kneidl: Ganz, ganz wichtig ist das Lesen. Ich habe durchs Lesen so viel gelernt. Vor allem in der Anfangszeit habe ich versucht, mindestens 50 Bücher pro Jahr oder mehr zu lesen. Was auch sehr hilft ist der Austausch mit anderen Leuten. Das bedeutet, dass man, wenn man einen Text schreibt, sich einen Kritikpartner sucht, der den Text liest und einem sagt, dass beispielsweise eine bestimmte Stelle noch nicht ganz ausgereift ist. Ich habe meine Kritikpartner damals in Schreibforen gefunden, heute eignen sich dazu auch irgendwelche Facebook-Gruppen oder Wattpad-Communitys.
Das ist auf jeden Fall ein guter Tipp, aber wenn man wirklich Romane schreiben möchte, ist es, glaube ich, auch ganz wichtig, sich nicht ablenken zu lassen von irgendwelchen neuen Ideen, die einem kommen, sondern dass man sich eine Idee rauspickt, für die man wirklich brennt und das Buch auf jeden Fall dann auch fertigschreibt. In diesem Beruf ist es nämlich unverzeihlich wichtig, dass man Dinge fertigschreibt.

Leo: Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Wo schreibst du? Es gibt Autoren, die ihre Ruhe haben wollen und in einem Büro schreiben, andere wiederum schreiben sehr gerne in Cafés.

Laura Kneidl: Mein Arbeitsplatz? Äh… Ich schreibe auf der Couch. Wenn es wirklich ums neu schreiben geht. Wenn ich aber meine Texte überarbeite, im Lektorat oder im Korrektorat, Ideen ausarbeite oder Exposés schreibe, dann sitze ich an meinem Schreibtisch. Ich habe ein eigenes Arbeitszimmer und darin hängen alle Illustrationen, die ich irgendwie zu meinen Büchern bekommen habe. Auch die aus „Someone New“, „Someone Else“ und „Die Kronen der Dunkelheit“ hängen da, damit ich die auch immer angucken kann.

Leo: Cool! Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag?

Laura Kneidl: Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht. Ich bemühe mich zwar, mir immer wieder Routinen anzugewöhnen und zu erarbeiten. Ich stehe immer zu einer relativ „normalen“ Zeit auf, wenn auch andere Menschen aufstehen, die arbeiten oder in die Schule gehen müssen. Dann setze ich mich hin und schreibe. Das mache ich, damit ich jeden Tag weiß, was zu tun ist. Allerdings ist es wirklich ein sehr abwechslungsreicher Job. Man denkt gar nicht, wie viel Zeit ich damit verbringe, Sachen zu machen, die gar nicht „Schreiben“ sind. Da kommen dann eben Interviews dazu oder auch Veranstaltungen. Manchmal kommen aber auch ganz unromantische Dinge hinzu, wie beispielsweise Bürokratie, also Rechnungen abheften und Buchhaltung. Es gibt dann aber auch solche Tage, an denen ich einfach nur dasitze und nachdenke über irgendwelche Geschichten. Daher gibt es keinen typischen Arbeitsalltag. Aber wie gesagt, versuche ich, Dinge regelmäßig zu machen, damit ich meine Sachen auch geschafft bekomme.

Leo: Du hast gerade gesagt, dass du an manchen Tagen einfach nur dasitzt und überlegst. Heißt das, du machst dir einen konkreten Plan und schreibst nicht einfach drauf los?

Laura Kneidl: Ja, ich plane sogar sehr, sehr ausführlich, was ich schreiben möchte. Bevor ich auch nur die erste Seite geschrieben habe, kenne ich die wichtigsten Szenen im Buch. Ich weiß auch, was mit den Protagonisten passiert, wann sich etwas ändert und wann der Protagonist etwas herausfinden wird und natürlich kenne ich auch das Ende. Ich muss wissen, worauf ich hinschreibe, so kann ich mich nicht in irgendwelches Geschwafel verlieren. Deswegen weiß ich immer sehr genau, um was es in den Büchern gehen wird.

Leo: Das könnte ich überhaupt nicht. Ich bin ein ziemlich ungeduldiger Mensch und ich schreibe eigentlich immer einfach drauf los.

Laura Kneidl: Ja, für manche funktioniert das richtig gut. Man sagt, dass es unter den Autoren die „Plotter“ gibt, die eben einen Plot haben und genau wissen, was sie tun und dann eben die „Pantser“, die einfach drauflosschreiben. Aber für beide funktioniert es total gut. Eine Methode von Dan Wells, die ich gerne benutze, ist die 7-Punkte-Struktur. Sie ist auch sehr simplen, denn die Methode besagt, dass jedes Buch aus sieben Punkten besteht und wenn man diese sieben Punkte hat, dann funktioniert die Geschichte. Und irgendwie stimmt das auch.

Leo: Wann kommen dir die besten Ideen?

Laura Kneidl: Meistens, wenn es gerade ziemlich unpassend ist. Also immer dann, wenn ich mich eigentlich auf andere Dinge konzentrieren sollte – und dann lass ich mich ablenken.

Leo: Und was machst du, wenn es beim Schreiben mal hakt, wenn dir gar nichts einfällt und du gar keine Idee hast?

Laura Kneidl: Ich muss sagen, was mir wirklich am allermeisten hilft ist, um nochmal auf das Thema Kritikpartner zurückzukommen, nochmal mit anderen Leuten über meine Ideen zu reden. Denn noch während ich darüber rede fällt mir meistens selbst schon eine Lösung ein.

Leo: Arbeitest du mehrgleisig an verschiedenen Büchern oder Projekten?

Laura Kneidl: Ich kann immer nur an einem Projekt schreiben, aber nebenbei denke ich natürlich noch über andere Ideen nach. Bei einem Kaffee am Morgen über eine Idee nachzugrübeln, das funktioniert schon, aber beim Schreiben fokussiere ich mich gerne.

Leo: Wer darf deine neuen Texte und Werke als erstes lesen?

Laura Kneidl: Das ist relativ unterschiedlich. Aber meistens bekommen die Lektoren in den Verlagen meine Texte als erstes zu lesen, ab und an, es hängt vom Projekt ab, habe ich noch Testleser, die es dann zuerst bekommen.

Leo: Hast du Lampenfieber vor Lesungen oder ist das eher so etwas wie ein entspanntes Lesen unter Freunden?

Laura Kneidl: Nein, es ist kein entspanntes Lesen. Ich bin ziemlich aufgeregt und wirklich sehr nervös. Die Sache ist die, dass ich total gerne über das Schreiben rede, ich beantworte auch die Fragen zu meinen Büchern sehr gerne, aber ich lese überhaupt nicht gerne vor. Aber das Lampenfieber verschwindet auch, sobald ich vor den Leuten sitze und einmal angefangen habe vorzulesen.

Leo: Das ist ähnlich wie bei mir. Ich bin bei uns in der Schule beim Musical und bevor man da auf die Bühne geht, ist man total aufgeregt und dann geht’s aber eigentlich.

Laura Kneidl: Eben. Dann hat man nämlich andere Sorgen und muss sich konzentrieren.

Leo: Du bist Katzenliebhaberin und einige andere Autorinnen auch. Erzähl mal, wie kam es dazu, dass du dir mit Tanja Voosen und Tami Fischer den Account @writerscats auf Instagram zugelegt hast?

Laura Kneidl: Ich weiß gar nicht mehr, wie das genau kam. Mit Tanja Voosen habe ich schon mal darüber geredet, dass es cool wäre, einen Instagram-Account für unsere Katzen zu machen. Wir beide lieben es, Fotos von unseren Katzen zu machen. Mindestens 80% meiner Fotos auf dem Handy sind von meinen Katzen. Aber ich kann die natürlich nicht alle auf meinem Autorenprofil teilen, denn das wäre für manche vielleicht ein bisschen zu viel an Katzenfotos. Wir beide haben dann ein bisschen darüber geredet, aber nicht so direkt konkretisiert. Dann hat Tami Fischer ihre zwei Katzen bekommen und natürlich hat sie auch sofort damit angefangen, nur noch Bilder von den beiden zu machen. Sie war es, die ohne groß Nachzudenken den Account dann erstellt hat. Und so können wir immer wieder, wenn wir gerade Lust haben, Bilder von unseren Katzen dauerhaft teilen.
Ich selber habe in meinem Autoren-Feed keine privaten oder persönlichen Fotos drin, sondern wirklich nur welche zu meinen Büchern und auch zu meinen Projekten oder zum Schreiben allgemein. So kann man die Katzenbilder aber auch ein bisschen besser verewigen.

Leo: Die Kinder- und Drehbuchautorin Vanessa Walder schickt mir oft per WhatsApp Bilder ihrer Katze. Sie selbst hält nicht viel von Social Media, aber vielleicht sollte ich ihr vorschlagen, einen Account für ihre Katze zu eröffnen. Auf Instagram ist ja heutzutage alles möglich. Ich verliere mich sehr oft und vergesse dabei ganz die Zeit. Wie ist das bei dir? Ist Social Media ein Fluch oder ein Segen?

Laura Kneidl: Beides. Es stimmt, es kann sehr zeitraubend sein und manchmal verliert man sich darin. Man will nur einmal kurz in Instagram reinschauen, und plötzlich ist eine ganze Stunde vergangen. Das ist dann natürlich nicht so schön. Aber man kann sich so leicht mit seinen Lesern austauschen und wundervolle Bilder zu seinen Büchern betrachten. Ich liebe es auch, mir einfach irgendwelche Hashtags über Schottland, vor allem aber auch über Edinburgh, anzusehen. Ich glaube, dass man immer die Balance finden muss. Gerade beim Schreiben finde ich es dann aber wichtig, mein Handy in ein anderes Zimmer zu legen – damit dieser Griff von der Tastatur zum Handy nicht so leicht ist.

Leo: Hast du bereits als Kind schon gerne gelesen?

Laura Kneidl: Ich habe gelesen, aber ich muss sagen, dass das tatsächlich nicht besonders viel war. Ich habe gerne die Gänsehaut-Bücher gelesen, aber ich war generell nicht so begeistert von Büchern. Das kam tatsächlich erst mit „Twilight“. Also mit 17 oder 18 Jahren.  

Leo: Kannst du dich an dein liebstes Kinderbuch erinnern?

Laura Kneidl: Das ist eine gute Frage. Ich muss tatsächlich sagen, dass das Märchenbücher waren. An all diese ganzen Klassiker, die man so vorgelesen bekommen hat, erinnere ich mich am liebsten zurück. Das waren so die Bücher meiner Kindheit.

Leo: Hattest du schon einmal eine Anfrage für eine Verfilmung deiner Bücher?

Laura Kneidl: Noch habe ich keine konkrete Anfrage bekommen, aber ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn irgendwann eins meiner Bücher verfilmt werden würde.

Leo: Und welche Schauspieler würdest du dann gerne in deinem Film mitspielen lassen?

Laura Kneidl: Ich habe da jetzt keine konkreten Schauspieler im Kopf. Es gibt natürlich Schauspieler, die ich einfach sehr gerne mag. Ich mag zum Beispiel Wentworth Miller, der in der Serie „Prison Break“ mitgespielt hat, gerne. Ganz aktuell aus dem Film „Joker“ mag ich Joaquin Phoenix, den fand ich auch in „Walk the Line“ toll.

Leo: Angenommen, du hättest einen Wusch frei, welcher wäre das?

Laura Kneidl: Nur einen Wunsch? Mehr Wünsche!

Leo: Das sagt meine Schwester auch immer. Das ist tatsächlich ein sehr kluger Gedanke.

Laura Kneidl: Ja. Aber ich glaube, ich würde mir einfach generell wünschen, dass es für alle gut weitergeht. Was immer das auch bedeuten mag. Ich wünsche mir, dass alles gut bleibt und alle gesund sind.

Leo: Wenn du dein Leben mit jemandem tauschen könntest, wer wäre das?

Laura Kneidl: Mit meinen Katzen. Das wär‘ das ultimative Leben! Die ganze Zeit nur schlafen und fressen und gestreichelt werden. Bestes Leben!

Dem möchte ich in keiner Weise widersprechen, denn das klingt nach einem perfekten Leben! 😉